Psychoanalyse als Behandlungsmethode
Freud sah die Entstehung psychischen Leidens in der unvermeidlichen Konflikthaftigkeit und Verwundbarkeit der menschlichen Entwicklung begründet. Psychische Symptome können entstehen, wenn innere Konflikte und schmerzliche Erfahrungen unzureichend bewältigt werden, wobei die innere Dynamik, die das psychische Leiden aufrechterhält, dem Menschen unbewußt bleiben kann. Die nachholende Bewußtwerdung der nicht verarbeiteten Erfahrungen und Konflikte im Rahmen der psychoanalytischen Behandlung soll dem Patienten zu einem neuen, ihn weniger einschränkenden psychischen Gleichgewicht verhelfen. Mit diesem Ansatz hat Freud psychisches Leiden aus dem Randbereich der zu seiner Zeit vorherrschenden Degenerationskonzepte herausgeholt und in eine Theorie normaler menschlicher Entwicklung und der zu ihr gehörenden Gefährdungen überführt. Zugleich hat er auf die Selbstheilungskräfte des Patienten gesetzt, der in der Psychoanalyse wie in allen von ihr abgeleiteten psychotherapeutischen Verfahren durch aktive Mitarbeit an seiner Heilung beteiligt ist. Das Verhältnis zwischen Psychoanalytiker und Patient unterscheidet sich damit grundlegend von dem herkömmlichen Arzt-Patient-Verhältnis: Während sich der Patient in der medizinischen Behandlung dem Wissen seines Arztes anvertrauen soll, geht es in der psychoanalytischen Behandlung um das Wissen, das der Patient mit Hilfe des Psychoanalytikers über sich selbst gewinnen kann. 

Psychoanalyse im Gesundheitswesen
In unserem Gesundheitswesen ist die Psychoanalyse in Form zweier von ihr abgeleiteter Verfahren vertreten - der analytischen Psychotherapie und der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie. Es handelt sich dabei um psychoanalytisch begründete Behandlungsmethoden für seelisch bedingte Erkrankungen bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen. Sie unterscheiden sich vor allem in der Intensität der Behandlung, die je nach Bedarf unterschiedliche Zeitdauer und Wochenfrequenz der Sitzungen erforderlich macht. Beide Verfahren werden nach Antrag von den Kassen bezahlt, sofern der Psychotherapeut Arzt oder Psychologe ist, über eine psychoanalytische Ausbildung verfügt und bei den Kassen zugelassen ist.
Zunächst führt der Therapeut mit dem Patienten mehrere Vorgespräche und entscheidet dann mit ihm zusammen über den erforderlichen Behandlungsumfang, der dann bei der Kasse beantragt wird:
Analytische Psychotherapie
Einzelsitzungen 80 - max. 240-300 Stunden
2-4 Stunden pro Woche
Gruppensitzungen 80 - max. 150 Doppelstunden
2 Sitzungen pro Woche
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Einzelsitzungen 50 - max. 100 Stunden
1 Stunde pro Woche
Gruppensitzungen 40 - max. 80 Doppelstunden
1 Sitzung pro Woche
Kurztherapie 25 Stunden
1 Stunde pro Woche

Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen gibt es speziell ausgebildete, von den Kassen zugelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.
Viele Psychoanalytiker führen auch analytische Paar- und Familientherapien durch, die jedoch selbst bezahlt werden müssen, da sie noch nicht zu den von den Krankenkassen anerkannten Leistungen zählen.
Privatkassen zahlen ebenfalls für psychotherapeutische Leistungen, allerdings im Rahmen eigener Vertragsregelungen, die vom Versicherten jeweils geklärt werden müssen.

Gründe, psychotherapeutische Hilfe zu suchen
Alle psychisch bedingten Symptome können Gründe sein, psychotherapeutische Hilfe zu suchen: Ängste, Depressionen, Schlafstörungen, Eßstörungen, sexuelle Störungen, sich wiederholende Beziehungsprobleme, Zwangsgedanken (z.B. Waschzwang, Kontrollzwang), sowie körperliche Beschwerden, für die der Arzt keine ausreichenden körperlichen Ursachen findet.
Die Psychoanalyse versteht sich jedoch nicht als reine Symptombehandlung, sondern als ganzheitliche Behandlung eines Menschen, dessen spezifische Biographie und Konfliktverarbeitung in seinem psychischen Leiden ihren Niederschlag findet. Neben der Heilung der Symptome, die oft schnell abklingen können, umfaßt die analytisch orientierte Psychotherapie die Entwicklung neuer Lösungen und Handlungsmuster im Umgang mit sich selbst und anderen. Diese veränderten Konfliktbewältigungsmuster machen belastbarer und sollen für eine anhaltende Besserung sorgen. Die Wirksamkeit sowie der lang anhaltende Erfolg der psychoanalytisch begründeten Therapieverfahren wird durch viele wissenschaftliche Untersuchungen belegt. (Text zitiert nach
Frankfurter Psychoanalytischen Instituts: fpi.de)

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